Unser Leitbild Wald - ein Plan für die Zukunft
Erstelldatum16.11.2023
Einfach mal mit offenen Augen durch den Wald gehen – auch Laien erkennen schnell: Hier gibt es vieles, über das man sich Gedanken machen kann. Wie gesund ist der Wald eigentlich? Wie kann man ihn für unterschiedliche Interessengruppen attraktiv gestalten? Und wie lässt sich das Dilemma lösen, heute schon waldförderliche und klimaangepasste Entscheidungen zu treffen, ohne die erst in mehreren Generationen sichtbaren Ergebnisse direkt betrachten zu können?
Alsbach-Hähnlein hat deshalb auf Beschluss der Gemeindevertretung vom 13. Dezember 2022 und nach vorangegangener Ausschreibung einen externen Experten beauftragt, ein Leitbild Wald beziehungsweise eine Waldstrategie für den kommunalen Wald der Gemeinde Alsbach-Hähnlein zu erarbeiten. Das Ergebnis präsentierte Lothar Cramer („Revierimpulse“) vor kurzem im Haupt-, Finanz- und Sozialausschuss.
Dass wir das Thema erst jetzt hier aufgreifen, hängt in erster Linie damit zusammen, dass wir Ihnen zeitgleich die Präsentation von Herrn Cramer auf unserer neuen Homepage zur Verfügung stellen wollten. Jetzt ist es soweit: Sie können sich das Ergebnis hier (PDF-Dokument, 3,79 MB, 15.11.2023)herunterladen:
Den kompletten Bericht geben wir in der finalen Version gerne an die politischen Gremien weiter, können ihn aber – mit der Bitte um Verständnis – aus urheberechtlichen Gründen nicht komplett öffentlich machen.
Doch welches Ergebnis steckt im Leitbild?
Cramer setzte in seiner Arbeit nicht etwa auf eine Erarbeitung des Ist-Zustands nach Aktenlage, sondern führte selbst eine umfassende Begehung des Gemeindewalds durch.
Pflanzensoziologische Ansätze wurden dabei ebenso betrachtet wie eine Bestandsaufnahme des Waldreliefs oder die Vitalität der Pflanzen – aufgeschlüsselt nach Jungpflanzen, mittelalten und alten Bestände und mit besonderem Fokus auf naturschutzrelevante Flächen und unterschiedliche Lebensräume der regionalen Fauna.
In einem weiteren Schritt wurde vor dem Hintergrund der allgemeinen klimatischen Entwicklung und der Erkenntnisse der Vor-Ort-Begehung ein Zielkatalog für die künftige Waldentwicklung in Alsbach-Hähnlein entworfen. Die Intention: alle derzeit im Gemeindewald vorhandenen Waldfunktionen sichern und langfristig, mindestens aber für die nächsten zehn Jahre, den Wald bestmöglich für die Gemeinde und ihre Bürgerinnen und Bürger zukunftssicher gestalten.
Unter dem Strich wurden 26 Leitziele formuliert, die für einen Gemeindewald dieser Größe praktikabel und umsetzbar sind – nachfolgend einige besonders wichtige:
So soll etwa der Hiebsatz 15 Prozent unter dem jährlichen Zuwachs bleiben und Totholz detaillierter aufgenommen werden. Aufgrund der zunehmend heißeren Sommer, die über längeren Zeitraum arm an Niederschlägen sind, soll darauf geachtet werden, dass das über den Boden abfließende Wasser möglichst im Wald gehalten wird und etwa in Sickergruben aufgefangen wird. Daneben sollten bereits bestehende Edellaubhölzer und Eichen gezielt gefördert und wo notwendig nachgepflanzt beziehungsweise gesät werden.
Gleichzeitig soll auf geeigneten Flächen die Naturverjüngung vorangetrieben werden, etwa durch das Pflanzen von Weißtannen und Douglasien.
Der Gemeindewald hat gute Voraussetzungen, zu einem vitalen Dauerwald entwickelt zu werden. Diese Perspektive sollte dabei jegliches Handeln prägen, auch wenn die Ergebnisse der Entwicklung mutmaßlich erst in mehr als drei Jahrzehnten deutlich sichtbar werden.
Vor diesem Hintergrund sollte ein Konzept entwickelt werden, um den starken Bedürfnissen vieler Bürgerinnen und Bürger an die Erholungsfunktion des Waldes gerecht zu werden. Dabei muss es Ziel sein, vor Ort ausgelebte Erholungsaktivitäten und den Schutz sensibler Lebensräume miteinander zu harmonisieren.
Als Fazit des Alsbacher Hähnleiner Wald-Leitbilds kann festgehalten werden, dass sich der kommunale Waldbestand in der jüngeren Vergangenheit bereits sehr differenziert entwickelt und damit die heißen Sommer der zurückliegenden Jahre vergleichsweise gut verkraftet hat. Es bleibt aber weiterhin Herkules-Aufgabe, die deutlich erkennbare Naturverjüngung dauerhaft zu unterstützen. Obwohl Edellaubhölzern, Eichen sowie Weißtannen und Douglasien dabei eine bedeutende Funktion zukommt, wird die Buche jedoch auch in Zukunft die zahlenmäßig präsenteste Baumart sein.
Der Gemeindewald sollte „mit Umsicht bewahrt – gleichzeitig schonend genutzt – und mit der Natur entwickelt werden“, heißt es in dem vorgelegten Bericht, der den Erhalt des Waldes zu einem Ziel macht, das von vielen Schultern getragen werden sollte.
Für mich ist das Zufriedenstellende: Mit dem Leitbild Wald haben wir nicht nur eine unabhängige Bestandsaufnahme unseres Forsts erhalten, sondern auch eine gute Grundlage, den Wald so zu entwickeln, dass sich noch viele Generationen daran erfreuen können. Ich denke, dass das Ergebnis auch das Potenzial hat, eine gemeinsame Basis für viele Menschen zu schaffen, denen der Erhalt eines vitalen Waldes wichtig ist – ganz unabhängig von unterschiedlichen Auffassungen im Detail, welche Schritte in der Waldbewirtschaftung am dringlichsten sind.
Herzliche Grüße
Ihr
Sebastian Bubenzer
Bürgermeister