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Gelegenheit, zu trauern
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
manche Themen bedürfen einer besonderen Sensibilität. Der Tod gehört definitiv dazu – insbesondere, wenn er so unfassbar früh eintritt, dass ein Leben gar nicht oder nur kurz möglich war. Wenn Kinder vor, während oder kurz nach der Geburt sterben, werden sie oft als Sternenkinder bezeichnet.
Für Eltern und Angehörige bricht in der Regel eine Welt zusammen. Möglicherweise überlegen Sie jetzt, ob Sie Menschen kennen, die diesen Schicksalsschlag verkraften mussten? Vielleicht sind Sie sogar selbst betroffen? Häufig darüber geredet wird jedenfalls nicht. Denn das Thema ist – durchaus nachvollziehbar – hochgradig tabuisiert.
Sich in solch einer Krisensituation auch noch mit der Beisetzung seines Kindes befassen zu müssen, mag man sich nicht vorstellen. Und doch ist es notwendig. Insbesondere, da es auch hier gesetzliche Rahmenbedingungen gibt, die kaum zu der Trauer passen wollen. So gibt es zum Beispiel keine Bestattungspflicht für Kinder unter 500 Gramm oder sofern sie vor der 24. Schwangerschaftswoche geboren wurden – auch wenn einige Hinterbliebene den Wunsch haben, eine friedvolle Ruhestätte für ihr Kind zu haben.
Deshalb wollen wir auf den Friedhöfen von Alsbach und Hähnlein künftig ein entsprechendes Angebot für Bürgerinnen und Bürger aus Alsbach-Hähnlein sowie Menschen mit Bezug zu unserem Ort machen. Geplant ist, auf beiden Friedhöfen jeweils einen Bereich einzurichten, der Sternenkindern vorbehalten ist. Einen Ort anzubieten, an dem getrauert werden kann, ist mir ein großes Anliegen. Die politische Unterstützung dafür habe ich dank der Zustimmung der Gemeindevertretung zu unserer Neufassung der Friedhofsordnung erhalten.
Eingebunden in die Planung der Sternenkinder-Gräber haben wir neben unserem ZKD, der sich um die Pflege der Friedhöfe kümmert, insbesondere die freiberufliche Hebamme Anna Rechel aus der Sandwiese, die neben ihrer Ausbildung zur Trauer- und Sterbebegleiterin auch für das „Sternenkinderzentrum Odenwald e.V.“ tätig ist. Und Susanna Salata aus unserem Bauamt hat eine Grafik entworfen, wie die Sternenkinder-Gräber aussehen könnten.
Das ist geplant
Vorgesehen ist, dass kleine Grabstätten angelegt werden, die mit einem Namensplättchen versehen werden können und eine Ablagefläche für Blumen oder kleine Erinnerungsgegenstände an die Verstorbenen bietet. Ein optisch abgegrenzter Bereich, in dem eine Ruhebank steht, bietet das nötige Umfeld, um sich mit der eigenen Trauer ein wenig zurückziehen zu können.
Abgesehen von den Kosten für die Namensschilder werden wir keine Gebühren für die Nutzung der kleinen Grabstätten erheben. Auch mit dem Bestattungsinstitut Becker aus Seeheim-Jugenheim haben wir vereinbart, dass lediglich Material-Kosten für den Sarg der Sternenkinder abgerechnet werden.
Auf Gebühren verzichten können wir im Rahmen klassischen Erd- oder Urnenbestattungen leider nicht. Natürlich hätten wir es gerne angesichts allgemein gestiegener Kosten vermieden, unsere Gebühren mit der jetzt erfolgten Neufassung der Gebührenordnung zu erhöhen. Doch die Kommunalaufsicht hat uns bereits in der Genehmigung des aktuellen Haushalts gemahnt, etwa 85 Prozent der auf den Friedhöfen entstehenden Kosten über Gebühren zu refinanzieren. Aufgrund der Anpassung, die wir jetzt vorgenommen haben, werden es aktuell lediglich 46 Prozent sein.
Dabei bitte ich um Verständnis, dass wir die Eltern von Sternenkindern von Gebühren ausnehmen wollen. Ich bin sehr dankbar, dass die Gemeindevertretung einer Fläche für Sternenkinder-Gräber in der Friedhofsordnung (inkl. Gebührenbefreiuung) zugestimmt hat. Und unserem ZKD danke ich schon jetzt für die Umsetzung.
Herzliche Grüße
Ihr
Sebastian Bubenzer
Bürgermeister