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Kompass-Bürgerbefragung
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
es ist noch gar nicht so lange her. Da haben wir einige von Ihnen, die nach statistischen Kriterien der Repräsentativität ausgewählt wurden, im Rahmen einer Bürgerbefragung um eine Rückmeldung gebeten. Mit einer über allem schwebenden Frage, die so einfach wie komplex zugleich ist: „Wie sicher fühlen Sie sich in Alsbach-Hähnlein?“
Hintergrund ist, dass wir uns als Gemeinde auf den Weg gemacht haben, „Kompass-Kommune“ zu werden. KOMPASS steht dabei für „KOMmunal-ProgrAmmSicherheitsSiegel“, eine Initiative des Hessischen Innenministeriums, um aus lokaler Sicht auf die komplette Sicherheitsstruktur am eigenen Ort zu blicken.
Jetzt wurde uns das Ergebnis der Bürgerbefragung durch die Professur für Kriminologie an der Universität Gießen vorgestellt, die die KOMPASS-Initiative wissenschaftlich begleitet und die Befragungen ausgewertet hat. In diesem Zusammenhang waren Tim Pfeiffer und Kim Jana Bechtum bei uns im Rathaus, für deren wissenschaftlichen Input ich mich ausdrücklich bedanken will. Auch bei den zur Präsentation Anwesenden Harald Heldmann, Leiter der Polizeistation Pfungstadt, Andreas Stürmlinger, unserem Schutzmann vor Ort, Stefanie von Hammel, KOMPASS-Beraterin im Polizeipräsidium Südhessen und Patrick Spalke aus unserem Ordnungsamt.
An diesen „Rathaus-Termin“ anschließen wird sich in den kommenden Wochen eine Ortsbegehung mit Vertreter/innen der Polizei und der Kompass-Initiative, um über Ihre Rückmeldungen direkt an Ort und Stelle zu sprechen. Ziel ist, auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse durch geeignete Präventionsmaßnahmen die objektive und gefühlte Sicherheit in Alsbach-Hähnlein weiter zu erhöhen.
Was jedoch ist nun das Ergebnis der Bürgerbefragung?
- Von 3670 repräsentativ ausgewählten Personen, die im Rahmen der Bürgerbefragung angeschrieben wurden, haben sich 867 mit einem ausgefüllten Fragebogen zurückgemeldet – jeweils etwa zur Hälfte Frauen und Männer.
- Tagsüber fühlen sich 98,6 Prozent der Befragten sicher, nachts sind es 83,2 Prozent. Nach Aussage von Tim Pfeiffer von der Uni Gießen sind das sehr positive Werte, die darauf hindeuten, dass unsere Präventionsarbeit bereits gut funktioniert.
- Dabei ist eines wichtig: Jede einzelne Rückmeldung von Bürgerinnen und Bürger, die sich nicht an jeder Ecke in unserem Ort sicher fühlen, nehmen wir ernst. Es geht hier nicht darum, einem (Un)Sicherheitsgefühl des Einzelnen eine objektive Kriminalitätsstatistik entgegen zu setzen. Vielmehr ist der Ansatz, dem individuellen (Un)Sicherheitsgefühl Rechnung zu tragen, um noch besser zu werden.
- Eine Frage der Umfrage lautete: „Wenn Sie an die nächsten 12 Monate denken, für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass Ihnen folgende Dinge passieren?“ Die höchste Wahrscheinlichkeit sehen Sie beim Wohnungseinbruch (26,3 Prozent halten dies für wahrscheinlich), gefolgt von Raub (11,2 Prozent), Körperverletzung (6,3 Prozent), sexueller Belästigung (5,9 Prozent) und Terroranschlag (3,9 Prozent).
- Eine durchaus positiv zu bewertende Nachricht: 24,6 Prozent der Befragten haben zu Hause einen Einbruchschutz installiert bzw. installieren lassen.
- Auch das sogenannte Vermeideverhalten wurde abgefragt. Aufgrund des eigenen (Un)Sicherheitsgefühls vermeiden 15,8 Prozent der Befragten nach Anbruch der Dunkelheit bestimmte Orte in der Gemeinde. Dass viele auch seltener an Großveranstaltungen teilnehmen oder Menschenansammlungen meiden, dürfte nicht zuletzt in der Corona-Pandemie begründet sein.
- Ortsunabhängig wichtig sind zwei Erkenntnisse, die die Wissenschaft seit längerem kennt. Verwahrlosungserscheinungen wie etwa herumliegender Müll, zerbrochene Scheiben oder heruntergekommene Gebäude können „ansteckend“ auf ihre Umgebung wirken. Deswegen versuchen wir in diesem Bereich, Auffälligkeiten sofort nachzugehen und Probleme zu beheben. Sogenannte soziale Unordnungserscheinungen wie öffentlicher Alkohol- und Drogenkonsum sorgen gleichzeitig dafür, dass „Angstorte“ entstehen können, an denen sich Menschen sehr unwohl fühlen und dabei laut wissenschaftlicher Definition auch gegen sie gerichtete Kriminalität fürchten.
- Ganz konkret für Alsbach-Hähnlein ging es dann um neuralgische Punkte in unserer Gemeinde, an denen einige von Ihnen sich nicht wohl fühlen. Am häufigsten (76 Mal) wurden die Straßenbahnhaltestellen genannt, gefolgt vom Bahnhof (33 Nennungen), der Erpelanlage (17) und dem Industrie- und Gewerbegebiet (10). Fast immer ging es dabei in erster Linie um dort anwesende Personengruppen, die ein Unwohlsein auslösen. Kim Jana Bechtum von der Uni Gießen ging hier auch ins Detail, was anhand der Einzelrückmeldungen darauf schließen lässt, dass in erster Linie jüngere Personengruppen als „auffällig“ angegeben wurden. Auch in Sachen Beleuchtung gibt es aber an der ein oder anderen Stelle augenscheinlich noch Verbesserungspotenzial.
- Insgesamt geben aber 75,1 Prozent der Befragten an, dass es in Alsbach-Hähnlein keinen Ort gibt, an dem sie sich unsicher fühlen. Das ist in der Tat sehr erfreulich, da in vielen anderen KOMPASS-Kommunen hier ein Wert zwischen 40 und 50 Prozent „normal“ ist.
Wer noch tiefer in die gesamte Materie eintauchen will, kann sich hier (PDF-Datei) den etwa 30 Seiten starken Auswertungs-Bericht als PDF-Dokument (PDF-Datei) laden.
Wir werden Sie gleichzeitig in den kommenden Wochen und Monaten immer wieder auf dem Laufenden halten, welche Maßnahmen wir in Kooperation mit allen Sicherheitsbehörden ergreifen, so dass Sie sich noch sicherer in unserer Gemeinde fühlen.
Herzliche Grüße
Ihr
Sebastian Bubenzer
Bürgermeister
20.09.2022