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Jetzt wird gehandelt
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
derzeit schauen viele Menschen erwartungsvoll auf den morgigen Donnerstag. Denn offiziell sollen an diesem Tag die Wartungsarbeiten an der Gaspipeline „Nord Stream 1“ abgeschlossen werden. Die große Frage: Fließt danach wieder Gas nach Deutschland, drosselt Russland weiterhin seinen Gas-Export in den Westen oder versiegt der Zufluss des für uns so wichtigen Energieträgers vielleicht sogar über einen längeren Zeitraum?
Man darf sich nichts vormachen: Von diesen Szenarien hängt vieles ab. Fast schon im besten Fall gehen Experten davon aus, dass sich Energiekosten demnächst auf hohem Preisniveau stabilisieren. Pessimistische Ausblicke rechnen mit einem dramatischen Anstieg der Energiepreise bis zu einer echten Versorgungsknappheit im Winter. Die Gefahr einer kalten Wohnung, weil nicht mehr ausreichend Gas zur Verfügung gestellt wird, ist die eine Sache. Doch gerade der Wirtschaft in Deutschland und Westeuropa könnten verheerende Folgen drohen.
Deshalb sind wir alle schon heute dazu angehalten, Energie zu sparen. Alsbach-Hähnlein möchte dieser Verantwortung mit einer Energiespar-Offensive begegnen, die in einer Art Stufen- bzw. Ampelsystem aufgebaut ist: Sofortmaßnahmen, zeitnahe Maßnahmen und mittelfristige Maßnahmen, sofern es die Situation erfordert.
Unsere Pläne habe ich gestern in der Gemeindevertretung vorgestellt. Die Präsentation können Sie sich hier (PDF-Datei)von unserer Homepage herunterladen.
Am Ende waren wir uns fraktionsübergreifend einig und haben einen entsprechenden Beschluss gefasst, dass wir dieses Energiespar-Konzept umsetzen wollen. Gleichzeitig werden wir uns in den nächsten politischen Sitzungen immer wieder darauf verständigen, wo wir nachjustieren müssen.
Was machen wir heute schon?
Vieles machen wir heute schon: Wir setzen auf Photovoltaik und sind in Gesprächen mit der GGEW, diese Solar-Kontingente weiter auszubauen. Wir haben unsere Straßenbeleuchtung auf LED umgerüstet und damit etwa 75 Prozent der Energiekosten in diesem Bereich gesenkt.
Etwa 50 Prozent unseres Fuhrparks wurden auf E-Mobilität umgestellt, das Warmwasser im Rathaus haben wir abgestellt und wir halten ein fest installiertes Notstromaggregat an der Feuerwehr Hähnlein sowie ein mobiles in Alsbach vor.
Darüber hinaus arbeiten wir aktuell daran, eine Notstromeinspeisung an der Sport- und Kulturhalle Hähnlein umzusetzen, eine eigene Wallbox im Bereich des Rathauses zu installieren, um an dieser Stelle direkt unseren PV-Strom zu nutzen, sowie den Ersatz eines weiteren Fahrzeugs im Fuhrpark durch ein elektrifiziertes Modell. Wir haben Gespräche geführt, um unsere Bürgerinnen und Bürger in der Zusammenarbeit mit der Firma „CSE Service GmbH“ schnellstmöglich bei der Installation von Balkonkraftwerken zu unterstützen und vermitteln Kontakte, wenn ortsansässige Firmen mit Dachflächen sich für eine Photovoltaik-Anlage entscheiden.
Doch das wird angesichts der weltpolitischen und -wirtschaftlichen Perspektive nicht reichen.
Das planen wir
So planen wir in unserem Sofort-Maßnahmenpaket A („grüne Ampel“), in unseren Immobilien die Raumtemperaturen um 1 ° Celsius abzusenken. Wir wollen schon heute für unser Nahwärmenetz in Hähnlein größere Kontingente an Holzhackschnitzeln bevorraten. Und die Investition in ein Dienst-E-Bike sowie einen Dienst E-Scooter soll es den Mitarbeitern im Rathaus ermöglichen, Kurzstrecken auch ohne Auto zurückzulegen.
Im Maßnahmenpaket B („gelbe Ampel“), das der Gemeindevorstand im Bedarfsfall genauso freigeben muss wie das dritte Maßnahmenpaket, wollen wir die Raumtemperaturen in unseren Liegenschaften sogar um 4 ° Celsius senken. Auch eine Einschränkung der Warm-Wasser-Verfügbarkeit in der Sport- und Kulturhalle könnte dann zum Tragen kommen, da hier ein massives Sparpotenzial besteht.
Gerade das dritte Maßnahmenpaket C („rote Ampel“) beinhaltet vieles, das uns im Aktivierungsfall eine gewisse Leidensfähigkeit abverlangen würde. Es soll dann „scharf geschaltet“ werden, wenn sich die Rahmenbedingungen derart entwickeln, dass zum Beispiel nicht mehr ausreichend Gas in der Gemeinde Alsbach-Hähnlein ankommt, um die eigenen Liegenschaften auf Vorkrisen-Niveau zu bewirtschaften.
Sollte das der Fall sein, würden die Raumtemperaturen in den Liegenschaften, in denen es möglich ist, auf 10 ° Celsius abgesenkt. Damit ließe sich der Gasverbrauch um etwa 60 Prozent reduzieren. Kitas und Wohnungen sind davon nicht betroffen. Die Schließung einzelner Liegenschaften wie etwa des Bürgerhauses „Sonne“ könnte allerdings ebenso nötig werden wie die Verlagerung von Veranstaltungen oder Verwaltungstätigkeiten von Alsbach nach Hähnlein, um dort das vom Gas unabhängige Nahwärmenetz zu nutzen.
Sämtliche Veranstaltungen kämen in diesem Fall auf den Prüfstand und Vereine würden aufgefordert, ihren Übungsbetrieb zu reduzieren oder einzustellen (Stichwort: Flutlicht). Außenbeleuchtungen – etwa am Alsbacher Schloss – würden abgeschaltet, eine Weihnachtsbeleuchtung gar nicht erst in Betrieb genommen und auch die Brunnen auf unseren Plätzen könnten deaktiviert werden. Alles eingebunden in möglicherweise größere Maßnahmen des Katastrophenschutzes.
Wir hoffen alle, dass es soweit nicht kommt, wollen aber für den Ernst- und Krisenfall bestmöglich vorbereitet sein.
Bitte helfen Sie schon heute mit und prüfen Ihren eigenen Energieverbrauch. Manche Einsparmaßnahmen fallen relativ leicht und schonen dabei den Geldbeutel.
Und wenn Sie Vorschläge machen möchten, welche Energiesparmaßnahmen wir zusätzlich berücksichtigen sollen, melden Sie sich gerne unter buergermeister(@)alsbach-haehnlein.de
Herzliche Grüße,
Ihr
Sebastian Bubenzer
Bürgermeister