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130 Jahre Feuerwehr Hähnlein
Liebe Alsbach-Hähnleinerinnen und Alsbach-Hähnleiner,
einige von Ihnen können vermutlich auf ein „langes Wochenende“ zurückblicken – dank Christi Himmelfahrt am vergangenen Donnerstag und einem Brückentag im Anschluss. Mit dem Pfingstwochenende vor der Tür gibt es schon in wenigen Tagen erneut die Gelegenheit für verschiedene Freizeitaktivitäten. Wir haben da einen kleinen Tipp: Feiern Sie doch gemeinsam mit der Hähnleiner Feuerwehr, die in diesem Jahr – analog zu den Kameradinnen und Kameraden aus Alsbach – ihren 130. Geburtstag zelebriert.
Einen großen „Tag der offenen Tür“ feiern die Kameradinnen und Kameraden am Pfingstsonntag, 5. Juni, von 11 bis 16 Uhr am Hähnleiner Feuerwehrgerätehaus. Dabei können Klein und Groß einen genauen Blick in viele Feuerwehr-Fahrzeuge werfen, nicht nur aus dem eigenen Fuhrpark der Hähnleiner.
Das abwechslungsreiche Programm mit Schauübungen, einer Hüpfburg, einem gemeinsamen Grillfest, Kaffee, Kuchen, Musik und kühlen Getränken richtet sich insbesondere an Familien, Kinder und Feuerwehr-Fans.
Das Festwochenende wird bereits am Freitag, 3. Juni, ab 19 Uhr im Gerätehaus mit einer „Blaulicht-Party“ eröffnet. Gefeiert wird dann bei Musik, gutem Essen und kühlen Getränken.
Ein Blick in die Geschichte
Anlässlich ihres 130-jährigen Bestehens hat die Feuerwehr Hähnlein auch eine neue Festschrift inklusive umfassender Chronik aufgelegt. Hier ein kleiner verkürzter Einblick:
Die offizielle Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Hähnlein erfolgte am 24. Juli 1892, als sich unter dem Wahlspruch „Gott zu Ehren, dem Nächsten zur Wehr“ 45 Männer im Gasthaus „Zum Täubchen“ zusammenfanden. Der damalige Gastwirt Georg Wicht wurde zum ersten Kommandanten ernannt, an seiner Seite eine Mannschaft, die aus zwölf Steigern, 22 Mann in der Spritzenmannschaft, sieben Mann in der Ordnungsmannschaft sowie zwei Signalisten bestand.
Die organisatorische Heimat dieser ersten Truppe stand schnell fest. Schließlich war schon einige Jahre zuvor, am 30. Mai 1864, mit dem Bau des ersten „Spritzenhauses“ in der Gemeinde Hähnlein begonnen worden – hinter dem ehemaligen Rat- und Schulhaus auf dem Gelände der heutigen Alsbacher Straße 1. Die Baukosten? Nicht weniger als 37 Gulden und 19 Kreutzer.
Für das Jahr 1912 ist ein sehr geselliger Aspekt des Wehr-Alltags dokumentiert. Erstmals wurden in Hähnlein Spielleute für einen Spielmannszug ausgebildet. Belegt ist, dass sich in den 20er- und 30er-Jahren erneut Musikgruppen aus den Reihen der Hähnleiner Wehr gründeten.
Die Jahre des Zweiten Weltkriegs waren aufgrund des Kriegsdienstes vieler Männer auch in der Hähnleiner Wehr und dem damit verbundenen Brandschutz eine Zeit des Mangels – ganz abseits des Schreckens, der von Deutschland in der NS-Zeit ausging.
Der Wiederbau Deutschlands nach Kriegsende prägte die 1950er-Jahre. Für das Feuerwehrwesen stellte der 19. Mai 1950 und die Verabschiedung eines neuen Brandschutzgesetzes in Hessen eine Zäsur dar. Hierin wurde der Brandschutz als Pflichtaufgabe der Städte und Gemeinde festgeschrieben.
Ab diesem Zeitpunkt folgten in Hähnlein wieder regelmäßige Generalversammlungen. Zum ersten Kommandanten der ersten ordentlichen Generalversammlung nach dem Krieg wurde Hans Hebermehl gewählt. Zum ersten protokollierten Großbrand der damaligen Zeit kam es im März 1951 im Gehöft von Valentin Götz in der Georg-Fröba-Straße. Während Scheune und Stallungen aufgrund eines Kurzschlusses in einer elektrischen Anlage niederbrannten, konnte das Wohnhaus gehalten werden.
1952 war ein besonderes Jahr für die Kameradinnen und Kameraden, da die Mannschaft in diesem Jahr ihre ersten Uniformen bekam. „Keine Neubeschaffung“, wie es in der Chronik der Hähnleiner Feuerwehr heißt. „Sondern die Übernahme von 40 gebrauchten Polizeiröcken alter Art gegen Werterstattung von 3 D-Mark je Stück, selbst abgeholt beim Polizeipräsidium in Darmstadt.“
1955 wurde dann mit dem Bau eines Gerätehauses begonnen, wesentlich getragen durch die Selbsthilfe der Kameradinnen und Kameraden, die Spenden akquirierten, selbst mit anpackten und viel Freizeit in dieses Großprojekt investierten. Eingeweiht wurde das Ergebnis dieses Einsatzes am 4. August 1957 im Rahmen eines außerordentlichen Kreisfeuerwehrtages.
Die 60er-Jahre waren in der Wehr geprägt durch mehrere große Investitionen und zwei große Feuerwehrfeste. So wurde etwa anlässlich des 70-jährigen Jubiläums 1962 als erstes Kraftfahrzeug ein Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) im Wert von 6500 D-Mark übergeben. In den kommenden Jahren wuchs der Fuhrpark beständig an, so dass 1969 eine Erweiterung des Gerätehauses von bisher drei auf nunmehr fünf Fahrzeugboxen geplant und 1971 abgeschlossen wurde.
Am 5. Oktober 1970 trat das Hessische Brandschutzhilfeleistungsgesetz in Kraft, mit dem die Trennung des Feuerwehrvereins und der Einsatzabteilung als zukünftige gemeindliche Einrichtungen festgeschrieben wurden. 1972 konnten sich die Hähnleiner Kameradinnen und Kameraden über einen weiteren Kreisfeuerwehrtag freuen. Fünf Jahre später machte 1977 die Gebietsreform dann aus den ehemals selbstständigen Gemeinde Alsbach und Hähnlein zunächst für ein Jahr nur Alsbach, später dann Alsbach-Hähnlein. Alfred Scheer wurde zum ersten Ortsbrandmeister gewählt.
Einen Meilenstein des technischen Fortschritts dokumentieren historische Dokumente für das Jahr 1980. Damals „läuteten“ zwölf Funkmeldeempfänger die stille Alarmierung im Ort ein. Inzwischen erfolgen natürlich fast alle Alarmierungen durch moderne Pager.
Zur Würdigung der nicht mehr aktiven Kameraden ab 60 Jahren wurde 1984 in Hähnlein eine Ehren- und Altersabteilung gegründet, zwischen 1985 und 1987 erfolgte noch einmal eine Vergrößerung und Modernisierung des Gerätehauses.
Die neunziger Jahre waren bei der Hähnleiner Wehr unter anderem von der Gründung einer Jugendfeuerwehr am 1. März 1993 geprägt und einem weiteren Kreisfeuerwehrtag anlässlich des 100. Geburtstags im Jahr 1992. Das Jahr 1990 war gleichzeitig auch das Jahr der ersten Besuche der heutigen Partnerwehr aus dem sächsischen Obercrinitz, auf die zahlreiche weitere Treffen folgten.
Ihren ersten Tag der offenen Tür feierte die Feuerwehr in Hähnlein im Juni 1995.
Der Umzug in ein neues Zuhause
Mehrere Jahre kontinuierlichen Einsatzes, engagierter Jugendarbeit, vieler Hilfeleistungseinsätze, aber auch verschiedener Festivitäten folgten. Entscheidend für die Zukunft der Wehr war die sukzessive Inbetriebnahme des neuen Feuerwehrstandorts östlich der Wohnbebauung von Hähnlein. Am 13. Juni 2015 wurde das moderne Gerätehaus mit einem Festakt offiziell seiner Bestimmung übergeben. Das zweite große Event des Jahres stand mit dem 36. Kreisjugendfeuerwehrtag im Kalender, der erstmalig durch die Jugendwehren aus Alsbach-Hähnlein, Bickenbach, Seeheim-Jugenheim, Pfungstadt und Darmstadt-Eberstadt gemeinsam geplant und in Hähnlein ausgerichtet wurde.
Bereits die Kleinsten in die Feuerwehr integrieren? Das ist das Ziel der Bambini-Feuerwehr, die im April 2017 in Hähnlein gegründet wurde und Kindern ab sechs Jahren die Möglichkeit eröffnet, Mitglied bei der Feuerwehr zu werden.
Wie an vielen anderen Stellen wurden die beiden vergangenen Jahre von den Auswirkungen der Corona-Pandemie dominiert, die das Vereinsleben notgedrungen auf ein Minimum reduzierte. Der geplante Tag der offenen Tür an diesem Pfingstsonntag wird in der Hoffnung vieler Kameradinnen und Kameraden hier eine Trendwende einläuten.
30. Mai 2022