Hauptbereich
Bürgerinformation zur ICE-Neubaustrecke und Ultranet
Es sind gleich zwei überregionale Infrastruktur-Projekte, die in den kommenden Jahren auch mit der Entwicklung von Alsbach-Hähnlein eng verbunden sein werden. Auf den aktuellen Stand zur geplanten ICE-Neubaustrecke zwischen Frankfurt und Mannheim inklusive des sechsstreifigen Ausbaus der A67 konnten sich die Bürgerinnen und Bürger am Dienstagabend ebenso bringen lassen wie zur geplanten Gleichstromverbindung Ultranet. Die soll in einem Abstand von etwa 400 Metern auf bestehenden Strommasten westlich von Hähnlein entlanggeführt werden.
„Beide Themen werden von vielen Bürgerinnen und Bürgern sehr genau verfolgt“, weiß Bürgermeister Sebastian Bubenzer und zeigt sich froh, dass sowohl die Deutsche Bahn als auch der Stromnetz-Betreiber Amprion im engen Austausch mit der Gemeinde stehen, um auf Fragen der Gemeinde einzugehen und Wünsche - etwa nach besserem Schallschutz entlang der neuen Bahnstrecke - bestmöglich zu berücksichtigen. Auch vor dem Hintergrund, dass die ICE-Trasse wie auch der Autobahnausbau auf Gernsheimer Gemarkung realisiert werden.
Für „DB Netze“ waren Jörg Ritzert (Leiter Technik Frankfurt-Mannheim) sowie Markus Dengler (zuständiger Abschnittsleiter im Bereich von Alsbach-Hähnlein) der Einladung in die Sport- und Kulturhalle von Hähnlein gefolgt. Vor etwa 50 Interessierten gingen sie dabei auf den aktuellen Planungsstand und den Bedarf der ICE-Neubaustrecke ein, die dem schon heute vollständig ausgelasteten Schienennetz zwischen Frankfurt und Mannheim neue Kapazitäten entgegensetzen will.
Insgesamt seien in der Vergangenheit 32 Varianten und kleinräumige Streckenvorschläge anhand von mehr als 40 Kriterien geprüft und bewertet worden. In mehr als 26 Sitzungen des Beteiligungsforums konnte die Region die Planungen begleiten. „Wir haben uns das Schutzgut Mensch angesehen, Tiere und das Schutzgut Wasser“, erklärte Ritzert, dass am Ende eine Vorzugsvariante ermittelt worden sei, die in Frankfurt-Zeppelheim beginne, zunächst entlang der Autobahn 5 führe und ab Darmstadt östlich entlang der A 67 nach Lorsch. Hier müsse es nach Einschätzung von Ritzert darum gehen, mit dem parallel geplanten sechsspurigen Ausbau der A 67 südlich des Darmstädter Kreuzes Synergieeffekte zu nutzen. Damit könne es am Ende bei einem einzigen Eingriff in die Natur bleiben statt wenige Kilometer weiter östlich einen weiteren Einschnitt vorzunehmen.
Güterzüge auf die Neubaustrecke
Ritzert ging im Verlauf seines Vortrags vor allem auf die Entwicklung der Zugzahlen in einer Prognose für 2030 und auf die Berechnungen des erwarteten Lärms ein. „Zukünftig fährt ein Großteil der nächtlichen Güterzüge über die Neubaustrecke.“ Für die Neubaustrecke bedeute das etwa eine prognostizierte Zahl von 130 Güterzügen in der Nacht, die südliche Main-Neckar-Bahn, die bereits an Alsbach-Hähnlein vorbeiführt, könnte dafür geringfügig entlastet werden.
Insgesamt wird die geplante Neubaustrecke eine Breite von 15 bis 20 Metern haben und auch die Autobahnerweiterung um etwa 15 Meter wird sich optisch in der Region bemerkbar machen. Für die Gemeinde Alsbach-Hähnlein ist allerdings insbesondere die erwartete Entwicklung des Lärms für den Ortsteil Hähnlein entscheidend. Berechnungen im Status der Vorplanung ergeben im Fall eines Verzichts auf eine längere Lärmschutzwand-Variante zwar das Einhalten der erlaubten Grenzwerte von 49 Dezibel (A) für allgemeine Wohngebiete in der Nacht. Bürgermeister Sebastian Bubenzer und Politik haben bei der Bahn allerdings bereits einen erweiterten Lärmschutz angefordert, der über das gesetzlich geforderte Maß hinaus geht.
Für den Fall, dass statt einer knapp drei Kilometer langen Lärmschutzwand mit 4 beziehungsweise 6 Metern Höhe eine 4,5 Kilometer lange Variante mit einer durchgehenden Höhe von 6 Metern ausgebaut wird, könnte die Geräuschbelastung deutlich von der Ortsbebauung ferngehalten werden. „Das ist für uns eine ganz elementare Entscheidung, auch wenn wir anerkennen, dass hier Mehrkosten von fünf Millionen Euro für den Bund entstehen könnten. Auf den bestmöglichen Schutz der Hähnleiner Bürgerinnen und Bürger können wir aber nicht verzichten. Deshalb haben wir die sechs Meter hohe Schallschutzwand als übergesetzlichen Lärmschutz von Langwaden Richtung Norden bis mindestens 1 km nördlich der heutigen Autobahn-Anschlussstelle Gernsheim bereits im Juni 2021 gefordert“, betont Sebastian Bubenzer.
Jörg Ritzert versprach, dass in der weiteren Planung sämtliche Lärmquellen für die Gemeinde berücksichtigt würden und am Ende der Deutsche Bundestag entscheiden müsse, welche Mehrkosten in der Umsetzung freigegeben werden.
In Sachen Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in die Natur würde Ritzert gerne Kompensation vor Ort schaffen. Im südhessischen Raum gebe es jedoch die Herausforderung, die dafür geeigneten Flächen zu finden. „Gerne sind wir bereit, Ausgleichsmaßnahmen, etwa Aufforstungen, im Bereich der Gemarkungen von Hähnlein und Alsbach durchzuführen und entsprechende Flächen bereitzustellen“, erklärt Bubenzer.
Den kompletten Vortrag der Deutschen Bahn können Sie sich hier (PDF-Datei)als PDF herunterladen.
Die Zahl der Strommasten reduziert sich
Nach einer kurzen Pause übernahm Oliver Cronau, Projektleiter bei der Amprion GmbH, das Mikrofon. Dabei stellte er in einem kurzen Vortrag die 340 Kilometer lange Ultranet-Strecke zwischen Osterath und Philippsburg vor, die auch im Westen von Hähnlein im Abstand von etwa 400 Metern zur Wohnbebauung auf einer bestehenden Stromtrasse entlang führen soll. Ziel sei es, über die neue Verbindung, die 2027 in Betrieb gehen könnte, von Windrädern erzeugte Energie weiter in den Süden des Landes zu transportieren.
Vorteile der Gleichstromverbindung liegen unter anderem bei höheren Übertragungsleistungen, geringeren Verlusten und einer hohen Systemstabilität. Dabei soll ganz konkret die aus Hähnleiner Sicht westlichste Trassenführung aufgerüstet werden, die östlichste Trassenführung wird aufgrund ihres Alters zurückgebaut und durch neue Masten ersetzt. Dieser Ersatzneubau führt dazu, dass statt bisher 15 Maste in der Gemarkung von Alsbach-Hähnlein künftig nur noch zehn stehen, die anstelle von 30 bis 60 Metern Höhe künftig 40 bis 70 Meter hoch sein können. Geplant ist, die neuen Masten in einer Sichtachse mit den bestehenden Masten zu stellen, so dass sie optisch weniger deutlich aus der Entfernung wahrgenommen werden. Gleichzeitig werde die östlichste Trasse auch einige Meter weiter von der Wohnbebauung fortrücken.
Den Vortrag von Amprion zum Thema „Ultranet“ finden Sie hier (PDF-Datei).