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Sparkassen-Filiale Alsbach soll schließen
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
es ist eine Entscheidung, die ich in dieser Form nicht gutheißen oder gar kritiklos mittragen kann. Worum geht es? Die Geschäftsführung der „Sparkasse Darmstadt“ hat entschieden, unsere Sparkassen-Filiale in Alsbach in der Hauptstraße 19 zu schließen. Zunächst soll der bisher bekannte Service ab dem 1. Mai eingeschränkt werden – aus einer klassischen Filiale mit Beratungsangebot wird ein sogenannter „SB Plus“-Bereich, in dem Gespräche nur noch nach direkter Vereinbarung stattfinden. Ende des Jahres soll die Filiale dann komplett geschlossen werden.
Wie Sie vielleicht wissen, sitze ich als Vertreter des Landkreises Darmstadt-Dieburg im Verwaltungsrat der „Sparkasse Darmstadt“. Aber Sie kennen mich: Wenn ich eine Position vertrete, dann gilt sie unabhängig von der Funktion, in der ich gerade spreche.
Ich halte die getroffene Entscheidung der Sparkasse schlicht für falsch – nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass in den vergangenen Jahren die Angebote in Hähnlein und der Sandwiese bereits reduziert wurden oder ganz weggefallen sind.
Dabei bin ich überzeugt: Für mich gehört eine gut erreichbare Anlaufstelle für alle Finanzfragen des täglichen Lebens zu einer notwendigen #Daseinsvorsorge vor Ort. Das ist direkter Service am Bürger. Zumindest an mehreren Wochentagen sollte es das Angebot einer persönlichen Beratung geben. Auch weil den Kundinnen und Kunden dann ganz offensichtlich eine Gegenleistung für Ihre Kontoführungsgebühren vor Augen geführt wird.
Selbstverständlich können heutzutage zahlreiche Anliegen auch online erledigt werden — sei es eine Überweisung, die Beantragung eines kurzfristigen Kredits oder natürlich das Abrufen der Kontoauszüge. Gerade bei schwierigeren Fragen kann dieses Angebot aber nicht den persönlichen Kontakt vor Ort ersetzen, wo Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Bank ihre Kunden teilweise generationsübergreifend begleiten. Viele kennen es doch aus ihrer eigenen Geschichte: Als sie in der eigenen Kindheit stolz das erste eigene Sparbuch nach Hause getragen haben und diese langjährige Geschäftsbeziehung zur Bank dann bis lange ins Erwachsenenalter hinein besteht.
Wollen wir diese Tradition wirklich aufgeben?
Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass Finanzinstitute heute unter teils erheblichem Kostendruck stehen. Zwischen Digitalisierung, repräsentativer Darstellung nach außen und einem schwierigen Zinsumfeld müssen sie sich behaupten und alle Kostentreiber regelmäßig auf den Prüfstand stellen. Dabei jedoch — bildlich gesprochen — dem Kunden die Tür direkt vor der Nase zuzusperren, kann der Königsweg nicht sein.
Dann hilft es leider auch wenig, wenn an anderer Stelle soziale Projekte durch Spenden und Initiativen der Banken unterstützt werden. Wenn sie gleichzeitig in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend weniger stattfinden, werden sich die Menschen immer stärker an rein online agierende Finanzinstitute wenden. An reduzierte Öffnungszeiten oder „abgespeckte“ SB-Stellen ihrer Hausbanken mussten sie sich in der jüngeren Vergangenheit ja immer wieder gewöhnen. Und ein einmal in der Woche vorfahrender Bus ist eben auch keine echte Alternative.
Bei reinen Online-Banken sind Geschäftsbeziehungen oft kurzlebiger und möglicherweise auch von weniger grundlegendem Vertrauen geprägt, das Menschen gerade in Bezug auf ihr Geld immer sehr zu schätzen gewusst haben. Insofern glaube ich: Kurzfristig mag das Schließen von Filialen den Banken einen wirtschaftlichen Vorteil bringen. Langfristig ist der Verzicht auf #Präsenz vor Ort auch durch die Brille der Finanzinstitute eine falsche Entscheidung.
Zwar wurde uns zugesagt, dass in Alsbach mögliche Standorte für einen neuen SB-Container geprüft werden. Für mich bleibt diese Herangehensweise jedoch eine Notlösung, bei der ich zumindest darauf achten möchte, dass die Bürgerinnen und Bürger von Alsbach eine optisch attraktive und zeitgemäße SB-Stelle erhalten. Ich habe mich diesbezüglich in dieser Woche bereits mit einem Schreiben an den Vorstand der „Sparkasse Darmstadt“ gewandt und warte auf eine hoffentlich zielführende Antwort.
Ihr
Sebastian Bubenzer
Bürgermeister