Wirtschaft im Dialog
Erstelldatum14.11.2024
Dass es dem Gewerbe in Deutschland schon besser ging, ist aktuell fast jeden Tag Thema in den Wirtschaftsnachrichten. Dabei mögen die Gründe vielfältig sein und würden hier auch den Rahmen sprengen.
Fragt man die Gewerbetreibenden selbst, fallen einige Stichworte immer wieder: „Fachkräftemangel“ zum Beispiel. Oder auch „Bürokratie“, „Planungssicherheit“, „Investitionszurückhaltung“ oder „Vertrauen in die Zukunft“.
Was aber dagegen tun? Wir als Verbraucher können sicher das ortsansässige Gewerbe stärken, indem wir lokal einkaufen. Doch auch die Unternehmer/innen selbst haben die Chance, die eigene Stärke im Austausch mit anderen zu unterstreichen.
In diesem Kontext hatte die Gemeinde gestern – unterstützt durch die Sparkasse Darmstadt und in Kooperation mit der IHK Darmstadt – unsere ortsansässigen Firmen (insbesondere aus der Sandwiese) zu einem „Dämmerschoppen“ in das Autohaus Alsbach eingeladen, weshalb wir uns an dieser Stelle für die große Gastfreundschaft der Familie Bayram bedanken möchten.
„Synergie im Quartier“
Ziel der Veranstaltung war es, eine Plattform zu bieten, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Inhaltlich umrahmt wurde der Abend durch Birte Frommer, Professorin für den Bereich Raum- und Umweltmanagement an der Hochschule Darmstadt sowie die Studierenden Artem Schewtschenko und Alexander Friedrich. Sie stellten noch einmal die wichtigsten Ergebnisse des PERFORM-Projekts „Zukunftsfähige Gewerbegebiete: Synergie im Quartier“ vor, über das wir an dieser Stelle bereits im Juli informiert haben.
Zur Erinnerung: In dem Projekt wurden unter der Federführung der IHK Darmstadt und mit Unterstützung der Handwerkskammer Frankfurt Rhein-Main (zum „Dämmerschoppen“ vertreten durch Armin Bayer) die Gewerbegebiete in der „Sandwiese“ und der „Pfarrtanne“ sowie der Stadt Rüsselsheim untersucht. Bewertet wurden dabei quartiersabhängig verschiedene Kriterien wie etwa Flächeninanspruchnahme und -effizienz der Unternehmen, Stadtklima, Wasserkreislauf, Biodiversität, Verkehrs- und Energieinfrastruktur bis hin zum sozialen Miteinander und den vorhandenen Mobilitätsangeboten.
Bevor die Studierenden gestern Abend darauf im Detail eingingen, dankte Bürgermeister Sebastian Bubenzer nicht nur den Partnern in der Vorbereitung des „Dämmerschoppens“, sondern dem Gewerbe in Alsbach-Hähnlein insgesamt: "Ohne Sie ginge hier vieles nicht.“ Damit nahm er direkt darauf Bezug, dass die Gewerbesteuer Teil der Finanzierung zahlreicher Projekte in einer Gemeinde sei – ganz davon abgesehen, dass unsere Unternehmen natürlich wichtige Arbeitgeber in der Region sind.
Robert Lippmann, Geschäftsführer der IHK Darmstadt, warb dafür, trotz der bekannten Herausforderungen in der Wirtschaft „den Blick auch nach vorne zu richten“ und über Gestaltungs- und Standortpotenziale zu sprechen, die gemeinsam gehoben werden könnten.
Viele Ansätze für Verbesserungen
Die beiden Master-Studenten lieferten im Anschluss einen interessanten Impuls-Vortrag mit den wichtigsten Ergebnissen aus dem PERFORM-Projekt.
Kritisch für unser Gewerbegebiet bewerteten sie dabei unter anderen den hohen Grad der Versiegelung, die bis vor kurzem ausgewiesene Tempobeschränkung auf 50 km/h in der Sandwiesenstraße, die grundsätzliche Aufteilung des Raums zwischen motorisiertem Verkehr, Radfahrern und Fußgängern sowie die fehlende Direktverbindung zwischen den Nahversorgern in der Pfarrtanne und den übrigen Gewerbebetrieben in der Sandwiese. Auch für die stärkere Begrünung von Flächen wurde ein hohes Verbesserungspotenzial attestiert.
Für einige der Kritikpunkte konnte Bürgermeister Bubenzer noch vor dem offenen Austausch der Unternehmer/innen erste Lösungsansätze präsentieren. So wurde mittlerweile eine Geschwindigkeitsbeschränkung von „Tempo 30“ in weiten Teilen der Sandwiese angeordnet – zum Teil als größere Tempo 30-Zone. Auch würden künftig – wo umsetzbar – Grünflächen geschaffen beziehungsweise Grünstreifen zu insektenfreundlichen Blühstreifen entwickelt.
Zudem soll im kommenden Jahr der Betreiber eines Foodtrucks zunächst einmal pro Woche, perspektivisch auch häufiger, das Angebot für einen Mittagstisch in der Sandwiese ergänzen.
Auch der Vorschlag, eine vergleichsweise einfache Fußgängerbrücke zwischen der Pfarrtanne und dem alten Gewerbegebiet in der Sandwiese zu bauen, um gefahrlos die Zuggleise überwinden zu können, wurde grundsätzlich positiv aufgenommen. Doch zum einen müsste hier die Finanzierung geklärt werden. Zum anderen kritisierte Bubenzer, dass Barriereauflagen das Thema erschwerten. Natürlich sei es richtig, wo immer möglich, barrierefrei zu denken. Wenn dies allerdings dazu führe, dass ganze Ideen gar nicht realisiert werden könnten, müsse man über die verschiedenen Alternativen reden, so der Tenor des Bürgermeisters.
Ein weiteres Treffen im Sommer
Der nächste „Dämmerschoppen“, dann vielleicht als „Dämmerschoppen am Grill“ soll übrigens im kommenden Sommer stattfinden. Wir würden uns freuen, wenn unserer Einladung dann noch mehr Unternehmerinnen und Unternehmer folgen würden. Klingt zwar abgedroschen, ist aber wahr: Zusammen lässt sich mehr bewegen.