5-Punkte-Plan für unseren Wald
Erstelldatum07.12.2022
Alsbach-Hähnlein verzichtet 2023 auf die Holzernte
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
es gibt einige Themen in unserer Gemeinde, die viele Bürgerinnen und Bürger bewegen. Das mag das Thema Verkehr sein, die Kinderbetreuung oder auch die Frage nach unserer Energiesicherheit. Ein weiteres Thema jedoch sticht seit Monaten heraus und bekommt immer mehr Bedeutung: Wie geht es mit unserem Wald weiter?
Viele gute Einzelvorschläge wurden aus unterschiedlichen Richtungen gemacht. Und doch war auch immer zu spüren: So manchem geht der bisher diskutierte Maßnahmenkatalog nicht weit genug. Die (gemeinsame) Sache verlor zunehmend an Bedeutung. Und das, da dürfen wir nicht drum herum reden: Das können wir uns bei diesem wichtigen Thema nicht leisten.
Deswegen habe ich am Dienstagabend (6. Dezember) den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses, die sich unter anderem mit dem Waldwirtschaftsplan befassen, einen Fünf-Punkte-Plan für unseren Wald vorgestellt. Er sieht folgendes vor:
- Wir ziehen unsere Forsteinrichtung, die jeweils für einen Zeitraum von zehn Jahren die Leitplanken für die Bewirtschaftung unseres Waldes vorgibt, um zwei Jahre auf den 1. Januar 2024 als Stichtag nach vorne. Die nicht unerheblichen Kosten, die mit der Aufstellung eines solchen Plans verbunden sind, werden wir deshalb schon früher tragen als eigentlich notwendig. Aber wir wissen sehr genau, dass unser Wald heute anderen klimatischen Herausforderungen ausgesetzt ist als noch 2016. Wir reagieren jetzt und ich bin überzeugt: Unser Forsteinrichtungswerk wird eine gelungene Fortschreibung eines angemessenen Umgangs mit unserem Wald. Das Ganze unter vorheriger Einbindung externer Expertise, um in Zukunft einen noch differenzierteren Blick auf die unterschiedlichen Interessen zu werfen, die mit unserem Wald verbunden sind. So dass am Ende ein Leitbild entsteht, das uns durch die kommenden Jahre trägt.
- Darüber hinaus erlassen wir für 2023 ein Holzernte-Moratorium. Was heißt das? Wir werden keinen einzigen Baum fällen, der nicht aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht entfernt werden muss, krank ist oder über bereits bestehende Verträge aus der Vergangenheit vertraglich zugesichert verkauft wurde. Wir verzichten damit für 2023 auf mögliche Einnahmen in Höhe von über 70.000 Euro aus dem Holzverkauf.
- Gleichzeitig pflanzen wir im kommenden Jahr 5000 neue Bäume, die unser Waldbild ergänzen werden. Natürlich achten wir dabei auf einen gesunden Mix aus heimischen Bäumen und klimaresilienteren Arten, die mit den Herausforderungen trockener Sommer möglichst gut umgehen können.
- Wir erhöhen die Fläche des stillgelegten Waldes um 50 Prozent und legen damit weitere fünf Prozent unseres Gemeindewaldes still. Damit tragen wir dem vielfach an uns herangetragenen Wunsch Rechnung, eine möglichst große Fläche des Waldes den Selbstheilungskräften des vorhandenen Baumbestands zu überlassen. An dieser Stelle gehen wir damit einen deutlich größeren Schritt als er von uns gefordert wird und bundesweit Durchschnitt ist.
- Die Gemeinde wird sich für die kommenden 20 Jahre an dem Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) beteiligen. Damit verbunden sind übergesetzliche Kriterien für den Erhalt eines Waldes, der möglichst gut zu den klimatischen Prognosen der kommenden Jahrzehnte passt.
Natürlich lässt sich dieser Plan nur umsetzen, wenn wir in dieser Sache gemeinsam an einem Strang ziehen: Interessengruppen, Politik und am Ende jede einzelne Bürgerin, jeder einzelne Bürger. Wir tun dies nicht für uns, sondern mit Blick auf nachfolgende Generationen, für die wir in der Verantwortung stehen.
Herzliche Grüße
Ihr
Sebastian Bubenzer
Bürgermeister