Quartier 22
Erstelldatum14.12.2020
zukunftsorientiertes Baugebiet zwischen Hinkelstein-Kreisel und B 3
Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,
kürzlich wurde in Alsbach eine Mietwohnung angeboten. Über 120 Interessenten meldeten sich in wenigen Stunden beim Vermieter. Menschen mit normalem Einkommen, also z.B. Krankenschwestern, Polizisten oder ein Handwerkergeselle mit Familie finden in unserer Gemeinde, aber auch in der Umgebung, keinen vernünftigen und zugleich bezahlbaren Wohnraum. Schon gar nicht, wenn sich durch die Geburt eines Kindes die Familie noch vergrößert. Also gilt es, hier endlich gegenzusteuern.
In Hähnlein wird es im neuen Baugebiet „Nördlich der Spießgasse II“, über welches wir seit Mitte 2009 diskutieren, voraussichtlich ab 2022 neuen Wohnraum geben. Bis wir dort bezahlbare Wohnungen zur Miete anbieten können, wird es voraussichtlich noch ein Jahr länger dauern.
Wir müssen also in langfristigen Dimensionen denken. Wie wollen wir in fünf oder zehn Jahren leben? Müssen es immer nur „klassische Baugebiete“ sein? Oder kann man nicht auch einmal etwas zukunftsorientiertes planen? Genau aus diesem Grund hat der Gemeindevorstand zu Beginn des Jahres der Gemeindevertretung empfohlen, am „Großen Frankfurter Bogen“, einem Programm des von Tarek Al-Wazir (Grüne) geführten, Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, teilzunehmen. Dieser Empfehlung ist die Gemeindevertretung einstimmig gefolgt und hat die Partnerschaftsvereinbarung angenommen.
Darin heißt es u.a. „Daher setzen wir uns zum gemeinsamen Ziel, baufähiges Land zeitnah auszuweisen und bereits bestehende Flächen im Ortsinneren zügig zu entwickeln. Dabei gilt, dass Baugebiete attraktiv sein müssen für die, die dort einmal in Wohnungen einziehen sollen. Und sie sollten an die bestehende – insbesondere verkehrliche – Infrastruktur anschließen.
Diese Vorgaben treffen insbesondere für die nun ausgewiesene Fläche links und rechts der L3112, zwischen „Hinkelstein-Kreisel“ und Bundesstraße 3 zu. Perspektivisch ist hier im nächsten Jahrzehnt, entweder auf der einen oder anderen Seite, ein neues nachhaltiges Wohn-Quartier denkbar.
Heute ist diese Fläche nahezu ausschließlich mit Folientunneln versehen. Auch wenn mir die Landwirtschaft wichtig ist: Schön ist das nicht.
Was möchte ich gemeinsam mit meinen Kollegen im Gemeindevorstand anstoßen?
Es geht um ein neues Wohnviertel für das neue Jahrzehnt: Das „Quartier 22“. Mit Beibehaltung der heutigen Kleingartenanlage und einem zusätzlichen Grüngürtel Richtung Westen. Mit neuen Wohnhäusern, deren maximale Höhe sich an den Gebäuden „Auf der Bach“ orientiert. Die höchsten Effizienz-Standards entsprechen. Häusern, die einen Großteil ihres Energiebedarfs aus regenerativen Energien, einen Großteil davon lokal (z.B. mit Photovoltaikanlagen) erzeugen und mit begrünten Hauswänden. Dazu Straßen, die entweder für den Verkehr gesperrt oder „autoreduziert“ sind – weil man fast alles zu Fuß erledigen kann: In 5 Minuten zur Bahn und Straßenbahn, zur Schule und Grundschule und zum Turnverein, in 7 Minuten bis zum Fachmarktzentrum. Das eigene Auto steht dabei in einer zentralen Tiefgarage oder wird durch ein lokales Carsharing Angebot komplett ersetzt. Und weil alles gut erreichbar ist, reicht auch ein Stellplatz pro Wohnung.
Wie so etwas funktioniert, kann man in Freiburg im Quartier „Vauban“ sehen. Dieser kleine Stadtteil ist für mich ein tolles Beispiel, wie man ein „Green Village“ organisieren kann. Das geht auch bei uns, nur halt etwas kleiner. Und wenn fast alles zu Fuß oder mit Bahn und Straßenbahn erledigt werden kann, ist das auch gut für unsere Umwelt und kommende Generationen.
Wenn das Wohnen der Zukunft hier aber bezahlbar bleiben soll, muss einer möglichen Grundstücks-Spekulation frühzeitig begegnet werden. Deshalb hat am Dienstag die Gemeindevertretung auf Antrag des Gemeindevorstands mit großer Mehrheit einen Aufstellungsbeschluss verabschiedet. Ein Beschluss, ob, wie und wann dort ggf. einmal gebaut wird, ist das noch nicht.
Was sind die nächsten Schritte? Gemeinsam mit dem Projektbüro des Landes Hessen werden wir nun weitere Untersuchungen vornehmen. Und unter Einbindung der Bürgerinnen und Bürger, vor allem aber auch der Anlieger überlegen, wie ein neues, nachhaltiges Wohnquartier mit hoher Lebensqualität zu bezahlbaren Preisen entstehen kann. Ich freue mich auf Ihrer Mitarbeit!
Alles Gute und bleiben Sie gesund!
Ihr
Sebastian Bubenzer
Bürgermeister