Einbruchsschutz
Erstelldatum22.10.2025
Die schlechte Nachricht: Wenn ihre eigenen vier Wände ungeschützt sind und Sie nach dem Motto „Es wird schon nichts passieren“ leben, haben Einbrecher meist einfaches Spiel. Die gute Nachricht: Wenn Sie sich mit dem Thema befassen und ihr Haus/ihre Wohnung widerstandsfähig machen, beißen sich Kriminelle schon mal die Zähne aus (… und gehen dann lieber ein paar Häuser weiter).
Das ist nur ein Ergebnis eines spannenden Vortrags, den Kriminalhauptkommissar Tobias Scholle am Dienstagnachmittag vor etwa 25 Zuhörerinnen und Zuhörer im Bürgerhaus „Sonne“ hielt. Eingeladen hatten ihn Maike Ulrich und Tobias Kühn aus unserem Ordnungsamt im Rahmen unserer „KOMPASS“-Vergangenheit, zu der Sie die „Geschichte“ und die Hintergründe hier noch einmal nachlesen können:
https://www.alsbach-haehnlein.de/sicher-gesund/sicherheit-ordnung/kompass-initiative
Nun also in unserer Veranstaltungsreihe ein Nachmittag mit Kriminalhauptkommissar Tobias Scholle, der für die Präventionsstelle des Polizeipräsidiums Südhessen arbeitet, hauptamtlicher Einbruchschutzberater ist und auch immer wieder aktiv Seniorinnen und Senioren berät, um sie vor den Machenschaften von Kriminellen besser zu schützen.
Anwesend war am Dienstagnachmittag auch Andreas Stürmlinger, unser Schutzmann vor Ort.
Es können materielle, aber auch psychische Schäden entstehen
„Das Gefühl, das entsteht, wenn jemand in den eigenen vier Wänden war, das hinterlässt Spuren“, betonte Scholle, dass es ein Ziel dieser Veranstaltung und der Präventionsarbeit der Polizei sei, dies möglichst vielen Menschen zu ersparen. „Das funktioniert aber nur zuverlässig, wenn man sein Objekt sichert.“
Bevor Scholle damit in die technische Sicherung von Gebäuden – insbesondere Fenster und Türen – einstieg, räumte er zunächst mit einigen Irrtümern auf, die in der Bevölkerung in Sachen „Wohnungseinbruch“ häufig kursieren.
„Mein Hund passt schon auf.“ / „Bei mir ist nichts zu holen.“ / „Einbrecher kommen ja nur nachts.“ oder auch „Das bezahlt ja die Versicherung.“
Stattdessen betonte Scholle, dass einbruchshemmende Konzepte idealerweise gut aufeinander aufbauen müssen, um eine hohe Sicherheit zu bieten. Die Überwachungskamera alleine hilft beispielsweise nicht, wenn im Ernstfall nicht schnell genug reagiert werden kann. Und das Sichern der Wohnungstür ist auch nicht hilfreich, wenn die Fenster direkt daneben keinen einbruchshemmenden Schutz haben.
Ganz aktuell unterstreiche der Juwelenraub im Louvre in Paris, dass Täter meist nur wenige Minuten benötigten, um im Einbruchsobjekt Wertvolles mitzunehmen. Dabei würden sich die Täter durchaus auskennen, versteckte Schlüssel vor der Eingangstür häufig ebenso finden wie das vermeintlich sichere Geldversteck im Haus.
Täter mögen es schnell, unkompliziert und unauffällig
Eine Sorge nahm Tobias Scholle dabei den Anwesenden: Fast alle Täter hätten kein Interesse, bei ihrer Tat Menschen zu begegnen. Natürlich gebe es Einzelfälle, die es dann beispielsweise in die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ schaffen. In der Regel aber wollen Täter weder durch Geräusche noch durch Sichtbarkeit auffallen.
Deswegen ist auch die Initiative „Wachsamer Nachbar“ ein gutes Konzept. Wenn der Nachbar beispielsweise wisse, dass man im Urlaub sei und plötzlich Aktivität auf dem eigenen Grundstück festgestellt werde, könne das schon dazu führen, den Einbruch zu unterbinden.
Mehrfach warb Tobias Scholle dafür, bei verdächtigen Beobachtungen die Notrufnummer 110 zu wählen und die Polizei zu informieren. „Sie müssen nicht lange überlegen, ob es in Ordnung ist, die Polizei anzurufen. Sie stören nicht und es wird dadurch auch nichts blockiert.“
Und Bürgermeister Sebastian Bubenzer betonte im Nachgang zu der Veranstaltung: „Es ist einfach hilfreich, wenn die Menschen in einer Gemeinde der Größe von Alsbach-Hähnlein noch nacheinander schauen. Ich bin froh, dass sich die Menschen hier kennen und noch nicht so anonym leben wie es in größeren Städten leider immer häufiger der Fall ist“
Ein paar interessante Details und Tipps
Da die Inhalte, die Tobias Scholle an diesem Nachmittag präsentierte, äußerst umfangreich waren, fassen wir hier noch einige Details kurz zusammen:
- Die meisten Einbrüche werden durch Gelegenheitstäter verübt. Das bedeutet, dass interessante Objekte meist vorher ausgekundschaftet werden, um zu beurteilen, wie leicht es ist, einzusteigen. Das am häufigsten genutzte Einbruchswerkzeug ist dabei ein großer Schraubenzieher. Aufgrund des Hebelgesetzes kann ein Drücken mit 50 kg am Ende des Werkzeugs auf das Fenster oder Tür eine Kraft von einer Tonne ausüben. Fenster und Türen ohne Einbruchsschutz geben da schnell auf.
- Häufigste Beute der Einbrecher ist Schmuck (41 Prozent), gefolgt von Bargeld (32 Prozent), kleineren technischen Geräte wie Smartphones und Tablets (19 Prozent), Bankkarten (4 Prozent) sowie hochwertige Kleidung und Taschen (3 Prozent)
- In Einfamilienhäuser dringen Täter zu 84 Prozent über Fenster ein, zu 12 Prozent ist es die Haustür, zu drei Prozent die Kellertür. Insbesondere gilt: „Ein gekipptes Fenster ist ein offenes Fenster." Gekippte Fenster werden von Täter in weniger als einer Minute überwunden. Ähnlich leicht sind Türen zu öffnen, wenn sie nur ins Schloss gezogen, aber nicht abgeschlossen wurden.
- Das Aufrüsten in Sachen Einbruchsschutz sollte durch Fachfirmen ausgeführt werden. Diese kennen alle DIN-Normen und beispielsweise auch Widerstandsklassen von Fenstern und Türen.
- Eine kostengünstige Möglichkeit, um das eigene Haus weniger attraktiv für Einbrecher zu machen, ist das „Simulieren von Anwesenheit“. Eigentlich sind Sie also gar nicht zu Hause, aber zeitschaltuhr-gesteuerte Lichter oder auch „Fernsehbild“-Simulationsgeräte erwecken den Eindruck, es wäre so. Auch ein Auto in der Einfahrt spricht eher für die Anwesenheit einer Person.
- Im Umkehrschluss sollte man nicht auf den ersten Blick erkennen, dass in einem Haus/einer Wohnung schon länger niemand mehr anwesend war und damit möglicherweise im Urlaub ist. Indizien hierfür können ein überfüllter Briefkasten, dauerhaft heruntergelassene Rollläden, nicht oder falsch heraus- oder wieder ans Haus gestellte Mülltonnen sein, aber auch nicht gemähtes Gras im Vorgarten.
- Absolut nicht zu empfehlen, ist es, in sozialen Netzwerken eifrig Bilder zu posten, dass man gerade im Urlaub ist. Zwar gibt es Einstellungsmöglichkeiten, diese Bilder nur vertrauenswürdigen Freunden anzuzeigen, aber immer wieder kommt es vor, dass die Informationen weitergeteilt werden und am Ende doch bei potenziellen Einbrechern landen, die die Gelegenheit nutzen.
Der Link zu weiteren Informationen
Zwar muss aktuell mit einer gewissen Wartezeit gerechnet werden, aber wer sich individuell beraten lassen möchte, wie die eigenen Immobilie besser geschützt werden kann, findet unter https://polizei.hessen.de weitere Informationen und alle relevanten Ansprechpartner.
Bitte beachten: Mieter müssen vor Maßnahmen, die die Substanz des Hauses verändern, ihren Vermieter fragen, um dessen Zustimmung zu erlangen.



























